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Niedersächsische Apotheker setzen sich für Inklusion ein

Neues Piktogramm-Ringbuch fördert das gegenseitige Verstehen

Hannover, 01.09.2016 – Inklusion, die gleichberechtige und selbstbestimmte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft, ist vielen ein Begriff. Dennoch leben Menschen mit und ohne Behinderung immer noch nicht selbstverständlich im Alltag zusammen. Apotheker stellen sich bei ihrer Arbeit dieser Herausforderung, wenn sie Patienten mit Sprech- oder Sprachproblemen beraten.

Damit das gegenseitige Verstehen in der Apotheke noch besser gelingt und so Barrieren weiter abgebaut werden, haben das Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik der Universität Oldenburg und Apotheker aus Niedersachsen gemeinsam das Piktogramm-Ringbuch „UKAPO – Unterstützte Kommunikation in der Apotheke“ entwickelt. Es gibt viele Gründe, warum Menschen nicht sprechen: Manche haben eine Behinderung oder eine Erkrankung wie Schlaganfall oder Demenz. Andere verfügen nur über unzureichende Deutschkenntnisse. Mithilfe der Piktogramme, die die Lautsprache ergänzen oder ersetzen, können sich Betroffene zu ihren Beschwerden äußern, der Apotheker kann eine umfassende Beratung durchführen und damit für Sicherheit in der Arzneimitteltherapie sorgen.

Inklusion bei Sprech- und Sprachproblemen fördern
Die Piktogramme der „Unterstützten Kommunikation“ wurden ursprünglich für Menschen entwickelt, die sich nicht ausreichend lautsprachlich äußern können. Das Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik der Universität Oldenburg hat gemeinsam mit Apothekern aus Oldenburg die Piktogramme und ihre Abfolge speziell für den Einsatz in der Apotheke weiterentwickelt und im Apothekenalltag erprobt. Das daraus entstandene Ringbuch „UKAPO - Unterstützte Kommunikation in der Apotheke“ ist damit passgenau auf typische Beratungssituationen in der Apotheke zugeschnitten.

Beschwerden werden über apothekenspezifische Bildsymbole mitgeteilt und die Therapie erklärt. Damit kann die Beratung von Schlaganfallpatienten, Hörgeschädigten, Patienten mit einer beginnenden Demenz, aber auch Menschen mit keinen oder wenigen Deutschkenntnissen sinnvoll unterstützt werden.

„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir den Patienten verstehen und er wiederum dem Beratungsgespräch folgen kann. Nur so erreichen wir die bestmögliche Wirkung für seine Therapie“, erklärt Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer, Bezirksapothekerin in Oldenburg. Sie war an der Entwicklung von UKAPO beteiligt. „Dabei ist eine gute Abstimmung zwischen allen, die den Patienten begleiten und versorgen, entscheidend für die Medikationssicherheit. Wir Apotheker wollen dabei mit Ärzten, Pflegekräften und Angehörigen für sein Wohl zusammenarbeiten.“

„Patienten mit Sprech- oder Sprachproblemen sind nicht nur in der Apotheke, sondern auch in allen anderen medizinischen Bereichen kommunikativ benachteiligt“, erläutert Professor Andrea Erdélyi vom Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik der Universität Oldenburg. „Die Inklusion von Betroffenen gelänge deutlich besser, wenn die Piktogramme auch beim Gespräch mit dem Arzt, im Krankenhaus oder im Pflegeheim eingesetzt werden.“

UKAPO: Schritt für Schritt durch die Beratung
Die lautsprachliche Kommunikation wird durch die Piktogramme nicht vollständig ersetzt, die Bilder kommen beim Gespräch unterstützend zum Einsatz. Das wechselseitige Verstehen zwischen Apotheker und Patient wird verstärkt, durch die gelungene Beratung wird die Medikationssicherheit erhöht.

Auf neun Seiten stellt das Ringbuch „UKAPO - Unterstützte Kommunikation in der Apotheke“ in zahlreichen, stilisierten Abbildungen typische Beratungssituationen dar. Durch Zeigen beziehungsweise mit einem Fingertipp auf die Piktogramme können der Ist-Zustand des Patienten, Krankheitssymptome, Einnahmezeitpunkt der Medikation oder Informationen zu Neben- und Wechselwirkungen ausgetauscht werden. Die Beratungsleitlinien der Bundesapothekerkammer sind dabei berücksichtigt.

Die Apothekerkammer Niedersachsen hat das Piktogramm-Ringbuch allen niedersächsischen Apotheken zur Verfügung gestellt, damit Apotheker und Patienten in ganz Niedersachsen von „UKAPO - Unterstützte Kommunikation in der Apotheke“ profitieren.

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.

Pressekontakt der Apothekerkammer Niedersachsen:
AzetPR
Susanne Pfeiffer
Wrangelstraße 111, 20253 Hamburg
Telefon: 040 4132700
pfeiffer@azetpr.com

Apothekerkammer Niedersachsen
Anja Hugenberg
An der Markuskirche 4
30163 Hannover
Telefon: 0511 39099-0
www.apothekerkammer-nds.de

C.v.O. Universität Oldenburg
Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik
Pädagogik bei Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung
Fakultät I - Bildungs- u. Sozialwissenschaften
Prof. Dr. Andrea Erdélyi
26111 Oldenburg
Telefon: 0441 798 4753
andrea.erdelyi@uni-oldenburg.de

Bildnachweis: C.v.O. Universität Oldenburg/Erdélyi